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über mich

Dr. Roger Bührer, 9. septembe 2020 - Kunst als Prozess

 

Olesja Popova (geboren 1971) zeichnet und malt seit der Kindheit, die sie in Russland verbracht hat. Moskau war bis 1993 ihr Inspirationsort. Mit Zweiundzwanzig verlässt sie diesen Ort und arbeitet in Tschechien weiter. Sie weiss, ich lebe für die Kunst, die mich berührt und auf eine bestimmte Fährte geführt hat. Dieses Berührungsmoment scheint bei ihren Bildern, Porträts von Frauen, Ganzkörperdarstellungen, durch. Es sind Frauengestalten, die eine Faszination für Betrachter ausstrahlen. Nicht nur der Farbe wegen, sondern weil Sinnlichkeit die dargestellten Körper, Gesichter, ja die gesamte Haltung wiedergibt. So kann Olesja Popova verstanden werden. Ihre Pinselführung wirkt einerseits spontan, anderseits so gekonnt, dass die Bildlichkeit des Bilds auf den ersten Blick ungemein wahrnehmbar wirkt. Sie verinnerlicht die Darstellungen, Aktbilder ohne Modell, und erzeugt dadurch Wärme, Freude und Kontemplation. Wenn man die Künstlerin kennt, ist das unmittelbar nachvollziehbar, weil sie sich in diesem positiv gemeinten Lebenskorsett situiert.

                Ihre Ausbildung hatte sie an der Schule der Künste in Moskau genossen, bei einer Bildhauerin namens Valentina Schipovskaja, die erstaunlicherweise den Primat in der Bildhauerei hatte und Olesja Popova genau das mitgab, was man als skulpturale Malkunst bezeichnen könnte. Denn ihre Bilder weisen die Plastizität auf, die für das Auge so wohltuend ist. Aber weit gefehlt, wenn es sich nur um eine statische Wahrnehmung handeln würde. Vielmehr springt die Prozesshaftigkeit all ihrer Bilder ins Zuschauerauge, ohne dass eine Sättigung eintreten würde. Man verbleibt angewurzelt vor den Frauenbildern stehen, seien es die exotischen, orientalisch gefärbten Leiber und Rundköpfe, gemalt 2019/2020, oder sei es, wie bei der Dame in Grau-Blau, gemalt 2011, die die künstlerische Begabung von Popova aufdeckt. Da die Künstlerin eine Doppelausbildung aufweist, nämlich auch eine Vertiefung in Modedesign an der Textilakademie Moskau, wird verständlich, wie sie die Gestalten koloriert, obwohl es primär Aktbilder sind. Eine Koloratur von Frauenkörpern ist alles andere als einfach. Schnell könnte es kitschig werden, je mehr Farben nüanciert verwendet werden. Popova wählt diejenigen Farben aus, von der sie über ihr inneres Bild des Desideratum davon ausgeht, dass die Ästhetik der prozessualen Schauens nicht verletzt wird.

                Es ist darauf hinzuweisen, dass die Künstlerin auch andere Genres pflegt, unter anderem liegen viele Bilder von Städten aus verschiedenen Blickrichtungen und mit verschiedenen Akzentuierungen vor. Es ist nicht übertrieben, ihr da expressionistisches Geschick zuzubilligen. Diese Bildergattung kontrastiert natürlich mit den Frauenaktgestalten, was ihr Oeuvre umso vielseitiger und attraktiver macht. Es ist davon auszugehen, dass Olesja Popova in den nächsten Jahren noch von sich hören lassen wird, indem sie auf der Bahn, die eingeschlagen hat, weiterzieht und die Sympathisanten und Künstlerfreunde mit weiteren Elaboraten beglücken wird.

                In der Zürcher Galerie Keller, in der Sie sich befinden, hängen rund zwanzig Bilder der Künstlerin. Obwohl es sich um kleinere Räumlichkeiten in der besagten Galerie handelt, ist doch eine Palette von verschiedenen Sujets präsent, die sich alle um die Frau in verschiedensten Ausdruckshaltungen, mit unterschiedlichen emotionalen Anteilen, drehen. Es ist nicht eine einzige Ethnie, die das Interesse der Künstlerin geweckt hat, sondern weitreichendere Aspekte werden vermittelt, die dem Betrachter prima vista vielleicht fremd vorkommen, bei näherem Zusehen jedoch das Frauliche, wie es als menschliche Ausprägung zu verstehen ist, verkörpert und in der Betrachterseele verankern will. Die sinnliche Verwirklichung der Malkunst schöpft Popova aus ihrem Prozessverständnis, was eben heissen darf, dass jedes neue Bild aus einem vorhergehenden herausschlüpfend vorgestellt werden kann und damit eine zusammenhängende Reihe von tiefen eindruckserweckenden Inspirationen entsteht. Kunst wird damit für Olesja Popova für ein nachhaltiges Erlebnis und stimuliert zu einer Eskapade von Fantasiereisen.

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